Percussionist erdet alte wie neuere Gitarrenklänge


Konzert mit zwei Gesichtern in der Bergkirche von Nimburg.



TENINGEN-NIMBURG. Tango, Samba, Valsa und Bossa Nova in der Bergkirche in Nimburg: Geht das? Erstaunlicherweise passten sich die südamerikanischen Rhythmen und Melodien sehr gut ein in die "Musik in der Bergkirche". Nach Cello, Akkordeon, Blockflöten, Gambe, Theorbe und

Cembalo in den vorausgegangenen zwei Konzerten waren am vergangenen Sonntagabend zwei Gitarren und Percussion zu hören. 


Zwei Gitarren und ein Schüttelrohr schaffen selbst in der

Nimburger Bergkirche ein südamerikanisches Flair. Foto: Hildegard Karig


Das Trio präsentierte ein Programm, dessen Reiz in der Gegenüberstellung von mittelalterlicher Musik aus England und neuen Stücken aus Südamerika bestand. Das Schlagzeug, als solches nur mangelhaft bezeichnet, überraschte mehrfach, weil es sich aus Trommel, Schellentrommel, Triangel, Rumbakugeln, Schüttelrohr, kastenartigen Bongos und einem Schuheisen zusammensetzte. Die einzelnen Elemente wurden von Heiner Kirsch feinnervig für die Verwendung des jeweiligen Geräusches und immer bezogen auf das musikalische Geschehen phantasievoll eingesetzt. Gleich zu Beginn ein angedeuteter Trommelwirbel, mit dem das "Welcome" (für den König) von John Dowland eingeleitet wurde. Die ausgewählten Stücke englischer Komponisten waren durch den begleitenden Rhythmus geerdet und schienen in mittelalterliche Gassen, an den Hof oder auf die Jagd zu entführen. Mit einigen Variationen zu der bekannten "Greensleeves"-Melodie, die mit Rumbakugeln verfremdet und gleichzeitig hinweisend auf den zweiten Teil erklang, war der Übergang zu der so ganz anderen Musik aus südamerikanischen Ländern vollzogen. Tangos, so düster, fröhlich, leidenschaftlich und schwermütig, wie sie sein sollen, wurden neben bekannte und temperamentvolle Valsas und Chôros gesetzt. Eine Mischung, die in ihrer Vielfalt die verschiedenen Stimmungen des ersten Konzertteils in gänzlich anderer Musiksprache wiederaufnahm. Das konnte nur so gut gelingen, weil das Gitarrenspiel von Jeannette Bastian und Ilse Breitruck bis ins kleinste Detail ausdifferenziert war und die Musikerinnen die jeweiligen Stile professionell sicher und ausdrucksstark angingen. Gelegentliche Unsicherheiten im Zusammenspiel verloren sich im Verlauf des Konzertes und der homogene Zusammenklang der beiden Gitarren ließ passagenweise vergessen, dass zwei Instrumente gespielt wurden. Manch ein Fuß wippte mit, mancher Kopf bewegte sich im Takt. Der Spaß an dieser Art zu Musizieren hatte sich augenscheinlich auf die Zuhörer übertragen. Herrlich, wie dieser spiellustbetonte Spitzbube am Schlagzeug augenzwinkernd auch ein Schuheisen, gefunden im Keller seines Großvaters, zum Klingen und Takt schlagen umfunktionierte, sogar in verschiedenen Tonhöhen. Der eher dezente, intime Klang der Gitarren erhielt durch den Percussionisten eine Komponente, die kommentierend wie anregend eingriff. Eine Zugabe zum Verabschieden brachte in zwei Minuten auf den Punkt, was inhaltlich und klanglich in dieses Programm hineingepackt und in erfreulicher Kompetenz und Musikalität interpretiert war.


Autor: Hildegard Karig